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Manoli-in-Zenia-auf-dem-Weg-nach-Lasithi/
Über die vielen Jahre hinweg sind uns natürlich auch viele Menschen auf Kreta ans Herz gewachsen und wir versäumen es dann auch nicht, sie jedes Jahr zu besuchen.
In einigen Fällen würden wir auch gerne mehr für sie tun wollen, damit z.B. die Geschäfte besser laufen.
Einer von diesen besonderen Menschen ist Manolis - mittlerweile auch als "Crazy Manolis" in einzelnen Internetartikeln beschrieben.
Ein wenig verrückt muss man aber auch schon sein, um sich jedes Jahr neue Dinge einfallen zu lassen, die vorbeifahrenden Touristen zur Einkehr in sein Lokal zu bewegen .
Der Weg von Agios Nikolaos oder Neapoli in die Lassithi-Hochebene führt durch mehrere kleine Dörfer, die zwar idyllisch aussehen aber häufig noch nicht einmal mehr ein Kafeneio haben, wo man mal eine Pause einlegen könnte.
Kurz vor dem Dorf Zenia aber hat Manolis seit rund zwanzig Jahren sein kleines Ausflugslokal, welches keiner der Durchreisenden einfach links, beziehungsweise rechts liegen lassen sollte.
Über all die Jahre hat Manolis sein kleines Geschäft immer mehr erweitert, hat mit immer neuen und oft ausgefallenen Ideen seinen Einfallsreichtum gezeigt, seinen Gästen etwas zu bieten, was man nicht überall findet.
Es ist schwer zu beschreiben, was man bei Manolis alles sehen oder kaufen kann.
Da ist zuerst einmal die Restauration mit Tischen und Stühlen unter dem schattenspendenen Wein - hier kann man entweder seinen Kaffee, einen vor den Augen frisch ausgepressten Orangensaft oder aber auch die selbstgemachten alkoholischen Schnäpse wie Raki und Tsikudia geniessen.
Dazu oft ein Tellerchen mit frischem Obst.
Gelegentlich wirft Manolis auch ein hölzernes Geduldsspiel auf den Tisch und bietet seinen Gästen dazu noch einen lustigen Freizeitspass. Wir haben bis jetzt noch niemanden geshen, der es nicht probiert hätte, das kleine Rätsel zu lösen.
Desweiteren bietet Manolis in zwei offenen Räumen auch alles - aber wirklich alles an touristischem Nippes an, den man sich nur denken kann, von der Ansichtskarte bis zum Zorbasfigürchen -vom hellblauen Gipsdelfin bis zum kretischen Webteppich - hat Manolis alles auf Lager.
Und wer gerne stöbert, findet oft auch etwas Passendes. - Ach ja, die hölzernen Geduldsspiele kann man selbstverständlich auch kaufen und natürlich haben wir auch so welche nach Deutschland mitgenommen.
Über eine Aussentreppe gelangt man auf eine kleine Dachterrasse, wo Manolis Jahr für Jahr sein kleines Museum ausweitet.
Alles was man gemeinhin nach jahrelangem Gebrauch im ländlichen Bereich auf den Müll werfen könnte, hat der eifrige Mann irgendwie hergerichtet und seinem Kleinod angepasst.
Übrigens: Die hellblauen Lamellen-Fensterläden, die er auf den Wänden als Dekoration angebracht hat, stammen von unserem Haus.
Nachdem wir neue Fenster und Schlagläden bekommen hatten, haben wir ihm unsere alten geschenkt, die er dankbar annahm !
Auf der gegenüberliegenden Strassenseite hat er einen kleinen Pavillon mit Tischen und Stühlen ausgestattet und dem Hinweis:
Hier Kostenloses Picknick !
Man darf also tatsächlich seine selbst mitgenommene Verpflegung hier verzehren ohne daß es jemanden stört.
Natürlich ist der Hintergedanke, daß man auch mal in das Geschäft reinschaut. - Das finden wir auch mehr als fair !
Es gibt Schaukeln und jedes jahr andere Spielgeräte für Kinder.
Irgend ein ausrangiertes Spielzeug wird er auch in diesem Winter wieder fit gemacht und in sein Anwesen integriert haben.
Vor ein paar Jahren hatte er auch einen Esel, den ihm ein Bauer vermacht hatte.
Ein ausgedienter Motorschlepper steht auch zur Dekoration herum und am Geländer zum Tal hat er handelsübliche Ferngläser auf Pfosten montiert, damit jeder mal in die Ferne blicken kann - aber auch Zwillen fürs Zielschiessen.
Es gibt einen Wunschbrunnen, in den man eine Münze werfen kann - eine kleine Windmühle, eine Rutschbahn und wer weiss nicht alles.
In seinem Laden kann man in Manolis persönlichem Fotalbum blättern , kann sehen, wie der Ort im Winter eingeschneit ist und wie Manolis die touristenlose Zeit nutzt, um neue Dinge für seinen Platz zu bauen.
Es lohnt sich immer, bei ihm gutes Olivenöl aus eigener Produktion zu kaufen und eine Flasche Raki mit oder ohne Honig und eine Flasche des starken kretischen Rotweins - alles in der Region selbstgemacht und meist in einfachen Wasserflaschen abgeüllt.
Bis vor einem Jahr hat Manolis auch immer sehr gerne von seinem Grossvater, dem alten Manoli erzählt, der hier auf Postkarten und Kühlschrankmagneten abgebildet ist.
Der alte Mann war zuletzt zwischen 104 und 106 Jahren alt und immer noch als Löffelschnitzer in seiner Kate einen Kilometer bergauf aktiv.
Der alte Löffelschnitzer schärft sein Werkzeug |
Um sein wahres Alter woben sich Legenden - auf einem von Manolis handgeschriebenen Plakaten wurde das Alter jedes Jahr überschrieben - zum Schluss war es wohl die 106 - beim Alten in der Vitrine hing ein Zetttel mit 104 - aber letztendlich war es egal, denn wenn man Grossvater Manoli und seine 90 jährige Frau Eleni aufgesucht und einen noch von ihm handgeschnitzten Löffel erworben hatte, war man einfach nur beeindruckt von der Begegnung mit diesen einfachen, fleissigen und würdevollen Menschen, die noch aus einer Zeit stammten, die uns schon viele Generationen entfernt scheint.
Manoli und Eleni vor ihrer Kate |
Manoli und Elisabeth unterhalten sich |
Aber Eleni ist die Chefin und kassiert das Geld |
Grossmutter Eleni |
Der alte Manoli ist im September 2013 im Alter von 107 Jahren gestorben - nur zwei Monate später folgte ihm seine Eleni im Alter von 93 Jahren.
Es war schön, diese beiden Alten noch kennengelernt zu haben.
Ein interessanter Bericht mit Bildern und Interview über die beiden Alten findet sich übrigens auch hier:
http://www.kreta-umweltforum.de/Merkblaetter/263-08%20Loeffelschnitzer%20in%20Zenia.pdf
Noch einmal zurück zu Manolis und seinem kleinen Geschäft.
Auch er hat in den letzten Jahren schwer zu kämpfen mit der Krise.
Noch mehr wirkt sich aber der veränderte Tourismus aus:
Immer weniger Urlauber machen sich zu einem Ausflug in die Lasithi-Ebene auf den Weg.
Und von denen sieht man einige häufig schon zur frühen Mittagszeit den Berg wieder hinunterfahren und oft auch nur an Manolis Staion vorbei.
Es hat den Anschein, daß sie wirklich nur noch die im Reiseführer aufgelisteten Sehenswürdigkeiten der Insel abarbeiten wollen - in diesem Falle wäre das die Höhle von Psychro .
Viel erlebnisreicher wäre es aber sicher gewesen, für den Ausflug auf die Hochebene einen ganzen Tag einzukalkulieren und dafür auch mal das pauschale Hotelessen sausen zu lassen, dann hätte man in einem der über 10 Dörfer wirklich Land , Leute und Leben kennenlernen können.
Manolis und seine Familie sind besondere Menschen man liebt sie einfach soviel Gastfreundlichkeit habe ich noch nie in einem anderen Land erlebt für mich gibts sowieso nur Kreta und diese Familie und ich freue mich alle wiederzusehen wenn es auch nicht jedes Jahr möglich ist aber die Sehnsucht bleibt
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