Donnerstag, 26. März 2015

Kreta - Bilder aus vergangener Zeit

In über zwanzig Sommern auf Kreta haben wir unzählige Fotos gemacht und noch heute können wir uns recht gut an die Augenblicke erinnern, in denen wir auf Menschen der Insel trafen, die heute schon lange nicht mehr unter uns weilen.

Mit ihnen ist meist aber auch die Geschichte drumherum verschwunden.

Jetzt - nach eigentlich noch nicht so langer Zeit - stellen wir selbst beim Betrachten der Bilder fest, wie Vieles sich mittlerweile verändert hat.

Deshalb habe ich noch ein paar alte Fotos eingescannt - vor 20 Jahren hat man nun mal noch nicht digital fotografiert. 

Zacharias in Seli-Ambelu

Wer heute über den Seli-Ambelu-Pass das Tor zur Lassithi-Ebene erreicht, der sieht auf dem Bergkamm eine grosse Zahl velassener und verfallener Windmühlen stehen.

An einer sieht man noch den verblassten Schriftzug "Zacharias" prangen .

Die alte Mühle am Seli-Ambelu-Pass in Lasithi


Ende der 1990er Jahre hauste dort noch der alte Müller Zacharias. 
Er hatte seine Mühle zu einem kleinen Postkarten- und Andenkenlädchen umgebaut hatte, in dem er auch wohnte.

Natürlich wollten wir dort auch ein paar Kleinigkeiten kaufen, um den alten Herrn kennenzulernen, über den wir in einem Reiseführer gelesen hatten.

Zacharias, der genauso alt war wie das Jahrhundert sah ein wenig verlottert aus und roch etwas streng - ebenso wie seine Behausung - aber seine Gastfreundlichkeit, uns mit einem Glas Raki zu begrüssen bleibt uns unvergesslich.
In Ermangelung von Gläsern kredenzte er uns den Schnaps in kleinen Filmdosen, in denen normalerweise Kleinbildfilme verpackt waren.


Der Müller Zacharias am Seli-Ambelu-Pass

Schon ein Jahr später war Zacharias nicht mehr anzutreffen. 
Wir erfuhren, daß er sich in Heraklion im Krankenhaus befand, von wo er nie mehr zurückkehrte.

Unweit der Mühle hatte sich zu dieser Zeit schon eine moderne Taverne mit einem grossen Souvenirgeschäft befunden.

Aufgrund der herrschenden Krise in Griechenland und des erheblich reduzierten Tourismus ist mittlerweile nun selbst das grosse Geschäft seit 2014 geschlossen.

Kafeneio Joannis Pangalos in Hamilo

Auf dem Weg von Agios Nikolaos nach Messa Lakonia durchfährt man das kleine Dorf Hamilo.
Im letzten Haus des Ortes bevor die Strasse im rechten Winkel in die Olivenfelder abknickt, befand sich vor ein paar Jahren noch ein kleines Kafeneio.

Und wie immer konnte ich meine Frau davon überzeugen, dort eines Morgens einmal Halt zu machen und einen kalten Frapé zu trinken.

Während wir unseren Kaffee an einem der beiden Tische in dem kleinen, schattigen Avli (Innenhof) schlürften, setzte sich die Frau des Hauses an den Nebentisch und begann damit, Tomaten, Gurken und andere Feldfrüchte zu schälen, zu zerschneiden und in eine Schüssel zu werfen, die sie vor sich auf dem Schoss hatte.
Zwischendurch nahm sie selbst immer mal wieder ein Stück einer Melone von ihrem Messer ab, steckte es sich in den Mund und ....
... dann spuckte sie die Kürbiskerne in die Schale zum frisch geschnittenen Obst.

Meine Frau flüsterte mir entsetzt zu : " Aber hier essen wir nichts !"

Als alles Obst geschnitten in der Schale lag, stand die Frau auf und fütterte auf der anderen Strassenseite damit ihre Hühner !

Und jedes Mal, wenn wir heute an diesem kleinen schon lange verwaisten Haus vorbeifahren, fällt uns diese Geschichte ein und ich habe das Bild vom freundlichen Wirt Ioannis vor Augen.

Kafeneio in Hamilo  - Gemeinde  Lakonia


Der Großvater in Epano Elounda

Oberhalb des Hafenstädtchens Elounda, welches durch seine teuren Superieur-Hotels bekannt ist, klebt am Berghang der Ursprungsort Epano Elounda.

Bei einem Spaziergang durch die engen Gässchen des Dorfes warf ich auch immer wieder einen Blick durch die Fenster der alten und noch bewohnten Katen.

Bei einem Haus stutzte ich kurz und sagte zu meiner Frau : "Das ist wohl noch ein kleines Geschäft, da müssen wir rein und etwas kaufen ."

In dem kleinen fast höhlenartigen Raum begrüsste uns ein alter gebrechlicher Mann, der sich auf einen geflickten Gehstock stützte.

Ich fragte ihn nach Zigaretten, er nickte und wandte sich einem Regal zu, wo die Zigaretten aber so unerreichbar hoch für ihn lagen, daß ich sie im selbst herausholte.

In einem kurzen Gespräch über die alten Häuser und sein kleines Geschäft bat ich ihn darum, ein Foto von seinem kleinen Lädchen machen zu dürfen, woraufhin er sich auch gleich in Positur stellte.

Als ich Wochen später meine entwickelten Fotos in Deutschland aus dem Fotolabor abholte, durchsuchte ich alle Filme sofort nach diesem Bild, um glücklich feststellen zu können, daß es gut und hell genug geworden war.


Grossvater in Epano Elounda
Zwei Jahre später befand sich kein Geschäft mehr in diesen Gemäuern - nur noch ein kleines Kafeneio. Aber als wir dort noch einmal nach dem Alten fragten, versicherte man uns, es gehe im gut.

Auch das ist nun wieder ein paar Jahre her - das Kafeneio gibt es nicht mehr und auch all die alten Bewohner der Häuser drumherum sind nicht mehr da.
Restlos alle Häuser in dieser Strasse wurden von ausländischen Touristen als Sommerwohnitz gekauft und hergreichtet.

Auf diese Weise ist das urige Dorf am Leben erhalten geblieben und droht nicht wie viele andere entlegenere Dörfer zu verfallen.

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